Der Familienreport 2009 ist draußen – und laut Familienministerin von der Leyen, hat sich die Geburtenrate pro Frau zwischen 2004 und 2007 von 1,33 auf 1,37 Kinder erhöht. Ein Schritt in die richtige Richtung. Nicht 2007, sondern Anfang 2009 hat auch meine beste Freundin ein Kind in die Welt gesetzt. Und auch im weiteren Bekanntenkreis scheinen es derzeit stark in Mode zu sein, sich fortzupflanzen. Schön für die Eltern! Und Gratulation!
© Fran GC/sxc
Das Geschichtenspektrum, das ich entsprechend zu hören bekomme, ist aktuell voll von Kinderthemen. Das ist verständlich und auch durchaus interessant. So habe ich erfahren, dass das Durchschnittsalter der Hamburger Erstgebärenden bei 35 Jahren liegen soll, dass Säuglinge am Anfang ihres Lebens 20 Stunden am Tag schlafen, oder dass Balzac Kaffees gut geeignet sind, um die Rückkehr ins normale Leben zu proben. Man lernt nie aus…
Bei manchen Geschichten wundert man sich allerdings durchaus heftig über die Stilblüten, die Eltern in Spe generieren. Man nehme zum Beispiel: Kitas. Kindertagesstätten. Orte, an denen Kinder von früh an abgegeben werden, damit Eltern wieder arbeiten können und damit sich die Kleinen schon im Krabbelalter in soziale Gruppendynamiken einfinden, gefördert und betreut werden. Manche Kitas nehmen Kinder ab einem Jahr an, manche ab zwei oder drei Jahren.
Mitte 2008, also bereits einige Monate vor der Geburt ihrer Tochter informierte sich meine Freundin über Kita-Plätze für Einjährige. Und das Resultat ihrer Kinderladen-Tour war einerseits ernüchternd und andererseits grotesk. Denn die meisten der Einrichtungen waren nicht nur aktuell ausgebucht, einige hatten bereits Wartelisten bis ins Jahr 2012. Mit anderen Worten: es gibt Paare, die ihre Kinder nicht kurz vor oder nach deren Geburt anmelden, sondern bereits Jahre vor deren Zeugung. Im gleichen Tenor erzählte mir ein Verwandter vor kurzem, dass Freunde von ihm ihre Büroadresse zum Hauptwohnsitz erklärt hätten, damit die Kinder in die “richtige” Schule gehen dürften. …in dem Büro wohnen sechs Familien…
Welche Vorsichtsmaßnahmen Eltern wohl noch erfinden, damit dem Nachwuchs auch ja alle Möglichkeiten offen stehen? Und ist es nicht eigentlich schon krank, dass Eltern sich derartige Gedanken machen müssen, wenn sie ihre hypothetischen Kinder ideal fördern wollen – und womöglich ihre eigene Karriere nicht auf Eis legen wollen?!?
Kitas (und auch gute Schulen) sind sicherlich wichtig und ihre Zahl wird sich in den kommenden Jahren bestimmt auch noch um einiges erhöhen. In Anbetracht der Tatsache, dass bereits Seerosenteich-Kinder angemeldet werden: besser wäre das…
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