Wenn es etwas gibt, das mich begeistert und das ich teilen will, dann ist es Musik. Gute Musik, handgemachte Musik, Musik, die bewegt. Vor kurzem war mal wieder so ein Abend, an dem ich gleich mehrere mir unbekannte Talente entdecken durfte. Und zwar bei einer der so genannten „Lausch Lounge“s.
Das Konzept der Abende ist folgendes: Man nehme vier Künstler aus Hamburg. Schließlich handelt es sich um eine Hamburger Veranstaltung. Diese sind teilweise bereits etabliert, teilweise stehen sie erst am Anfang ihrer Karriere. Vor der Pause spielen zwei Acts – danach ebenso. Das Publikum ist von Musik, Gesang und Kunst begeistert und verbreitet durch Mund zu Mund (oder Tastatur zu Homepage)- Propaganda Namen und Wertschätzung … oder hat einfach einen guten Abend.
Jetzt also haben Michy Reincke und sein Kompagnon Hasko Witte nach einigen Monaten mal wieder so eine Lausch Lounge organisiert, die diesmal in der nicht ganz aber fast bis zum Platzen gefüllten Katharinen-Kirche stattfand. Und damit ist nicht irgendein kleiner Gemeindesaal mit 50 Stühlen gemeint. Nein, die Katharinen-Kirche ist eine von Hamburgs Hauptkirchen mit einem Fassungsvermögen von mehreren Hundert Besuchern… Und sie hatte einen ganz eigenen Charme. Denn mit angestrahlten Säulen, die von Bauarbeiten und Gerüsten ablenkten, sowie Kerzen im ganzen Raum, kam schon mitten im Sommer eine fast eine Weihnachtliche Stimmung auf.
Die Künstler des Abends hätten unterschiedlicher nicht sein können. Den Anfang machte Sal Glaser, eine routinierte Jazz-Sängerin mit samtener und doch wandlungsfähiger Stimme, die gerade ihre zweite CD („New Road“) herausgebracht hat. Die Arbeits-Biographischen Eckdaten der Sängerin bis zur Solo-Karriere lesen sich folgendermaßen: Studium in Jazzgesang, Harmonielehre und Gesangspädagogik, dann Chart-Erfolge als Sängerin der Jazzkantine sowie Arbeit in der Band von Stefan Gwildis.
Auf San Glaser folgte Valeska, eine schweizerische Hamburgerin, die in bester Singer-Songwriter-Manier und mit reichlich Humor ihren Alltag auseinander nimmt. Siehe folgende Anmoderation. „Es heißt immer, in der Schweiz sei alles gut und nett. Aber auch in der Schweiz gibt es böse Menschen. Der nächste Song heißt ‚Boris‘!“ Die Lacher waren ihr sicher… Im Vergleich zur extrovertierten San Glaser, wirkte Valeska auf eine charmante Art und Weise schüchtern und ruhig. Verstecken musste sie sich jedoch ganz und gar nicht. Sie war DIE Neuentdeckung des Abends.
Valeska Steiner © Inga Seevers
Nach der Pause gehörte die Bühne dann Tobi Tadday mit Gitarren-Pop sowie der Headlinerin Astrid North, der ehemaligen Leadsängerin der „Cultured Pearls“, zu der man nur sagen kann: Soul pur – und einer Stimme, die umhaut. Sie hat es sogar geschafft, das Publikum bis nach Mitternacht auf seinen Plätzen zu halten. Und nach dreieinhalb Stunden Show will das schon etwas heißen.
Mit ihrer bescheidenen Art, der handgemachten Musik und der verzaubernden Stimmung, die die Künstler und das Ambiente verbreiteten, folgten sie 100%ig Michy Reinckes Beschreibung für sein musikalisches Projekt Lausch Lounge. “Wir halten es für wichtig, in unserem Bereich eine kulturelle Identität anzubieten und zu fördern, eine Idee, die über den TV-Popstar-Rummel hinausgeht. Es geht nicht darum, wer am besten Britney Spears Songs nachsingen kann. Bei uns gibt es Künstler mit einer Haltung, auch mit Humor, mit einer Qualität und Liedern, die uns klüger und sensibler machen können. Dieser Umstand macht den Zauber der Lausch Lounge aus.” In der Katharinen-Kirche war der Zauber definitiv zu spüren … und hat dazu geführt, dass das Publikum jede einzelne Schallwelle genossen hat.
© Astrid North/Myspace
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