Mal ehrlich: Geht es nur mir so, oder erzählen sich in der letzten Zeit Flugreisende vor dem Gate gehäuft Gruselgeschichten über Probleme von Flugzeugen und in Flughäfen?
Nur eines von verschiedenen Beispielen meiner jüngsten Vergangenheit: Vergangene Woche flog ich ein paar Tage nach London, um Freunde zu besuchen. Der Flug von Hamburg bis London dauert gerade einmal etwas über eine Stunde und die Landebahnen beider Städte sind gut ausgebaut. Die Verbindung gehört damit nicht wirklich zu den aufregendsten der Welt und die Ab- und Anflugschneisen nicht zu den gefährlichsten.
© Christian Großekathöfer/sxc
Dennoch: ein fast schon typischer Wortwechsel zwischen zwei Frauen, Gate 37, Donnerstagabend.
Person A: „Als wir vor kurzem in der Türkei waren, mussten wir ewig warten. Jemand ist wie irre mit einer schwarzen Tasche durch den Schalter am Gate gerannt, wurde aber zum Glück noch verhaftet. Das Flugzeug haben sie dann trotzdem noch einmal durchgecheckt…“
Person B nickt wissend und erwidert: „Bei meinem letzten Flug ist jemand bei der Ankunft von der Polizei abgeführt worden. Man hatten wir danach Angst. Wenn der nun eine Bombe dabei gehabt hätte…?!?“
Daraufhin: schwerwiegendes und bedächtiges Kopfnicken beider Gespächspartner, die vermutlich heimlich ihren Glückssternen dankten, dass noch einmal alles so gut ausgegangen ist…
Aber: Was soll diese angedeutete Panikmache, während man durch die Gangway in Richtung Flieger tapert? Muss man mit solchen Geschichten seinen Reisegefährten das eigene Kosmopolitentum verdeutlichen? Ist fliegen selbst nicht mehr spannend genug, da mittlerweile ein Teil des Alltags? Muss man deswegen also anderweitig sein Adrenalin hochkitzeln, um in den wirklichen Reisegenuss zu kommen? Brauchen manche den Kick der Angst, um sich erst so richtig auf den Urlaubs- oder Business-Trip zu freuen – der sich damit endlich von ihrem langweiligen Alltag unterscheidet? All das wäre in der Tat ein Trauerspiel…
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