Die Frankfurter Allgemeine Zeitung ist eine überregionale Tageszeitung, deren Regionalteil über das Rhein-Main-Gebiet sowie weitere Landkreise um Frankfurt berichtet. Hier Auszäge einiger meiner dort veröffentlichten Artikeln.
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Keine Kunst vom Fließband
Keine Kunst von Fließband | 3. Mai 2003, S. 60
”Ein Sonnenstrahl kämpft sich durch das trübe, zersprungene Fenster und fällt auf eine mit Grünlilien in Terrakotta-Töpfen gesäumte Treppe. Der Geruch von Farben und Lösungsmittel liegt in der Luft. Von fern sind regelmäßige, metallene Hammerschläge zu hören, die dem Dröhnen der in der Nähe vorbeifahrenden Autos einen klaren Rhythmus aufdrängen. Und wenn die Geräusche nicht wären, schiene es, als ob die im Freien Fangen spielenden Mücken und Bienen die einzigen Lebewesen auf dem Gelände der Mato-Fabrik in Offenbach wären. …”
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Ein Tanz der Hände, der Worte gestaltet
Ein Tanz der Hände, der Worte gestaltet | 22. April 2003, S. 49
”Donnerstag, kurz vor 17h. Daniela Happ sitzt entspannt auf ihrem Stuhl in der dritten Reihe des Gemeinderaums und schaut ihrem Chor zu. Den Kopf wiegt sie im Rhythmus der Worte, und mit der Hand deutet sie die Einsätze an. Dann wirft sie einen kurzen Blick auf den Liedtext, der neben ihr liegt – Psalm 23, „Der Herr ist mein Hirte“ – , und schaut wieder hoch. Plötzlich verbirgt sie missbilligend ihr Gesicht hinter ihrem Art und winkt ab. Happ und Thomas Gold, bei dieser Probe Solist des Chores, sind sich über eine Geste uneins. Es entbrennt eine Diskussion darüber, was geändert werden sollte. Zehn Minuten lang probieren beide hin und her. Ihre Arme gehen in die Höhe, werden wieder herangezogen. Gold schlägt die Hände an sein Herz, was Happ wiederum nicht gefällt. Dann führt er seine Hände langsam und behutsam an die Brust – jetzt sind beide einverstanden. Kein Wort ist bisher gesprochen worden. Und es wird auch keines gesprochen werden. Denn der Chor, der sich hier trifft, ist ein Gebärdenchor. …”
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Hessische Autoren am Apparat
Hessische Autoren am Apparat | 16. April 2003, S. 50
”Hast Du’s nicht auch gelesen – dieser Schauspieler – dieser eine – der in diesem Film – in diesem Actionfilm – mit der einen zusammen – für die kann ich ja nur schwärmen – die da letztes Jahr den Oscar…’ Bernhard Bauser zitiert seinen Text „Der Eine“ in fast atemlosem Stakkato. Vergeblich gibt er dem „Einen“ drei Minuten lang die Chance, seine Gedanken zu ordnen und dem imaginären Gesprächspartner einen Artikel – oder war es nicht vielleicht ein Radiobericht? – zusammenzufassen. Ihm die Geschichte des Schauspielers zu vermitteln, der in irgendwelchen Actionfilmen spielt, allerdings auch schon mal in Komödien oder beim Filmfestival in Cannes zu sehen war.
Bernhard Bauser in im April die stimme des Frankfurter Literaturtelefons. Und das schon zum zweiten Mal. Sein Ziel ist es, die Hörer für Sprache zu sensibilisieren und ihnen klarzumachen, wie viele hohle Redewendungen sie verwenden. Er will diesen Versuch unterhaltsam und gleichzeitig lustig verpacken, denn, so Bauser, das könne er am besten. …” -
Kampfringen im Seckbacher Puff
Kampfringen im Seckbacher Puff | 15. April 2003, S. 52
”’Nothing else matters!’ dröhnt es aus den Lautsprechern, während auf einer kleinen Bühne eine spärlich bekleidete junge Frau ihre Muskeln spielen lässt. Im wahrsten Sinne des Wortes – denn es ist Anita Hess, deutsche Meisterin im „Muskelposing“, die sich dort präsentiert. Und ihre Kür ist eine der sportlichen Einlagen, die Carsten Briegers Lesung zu seinem Erstling „Wrestling-Girls und Bistrowagen“ szenisch untermalt und seine Vorliebe für starke Frauen zelebriert.
Die wenigen Zuhörer, die sich zu der Veranstaltung in der Romanfabrik eingefunden haben, könnten unterschiedlicher nicht sein. Bodybuilder, denen man im Dunkeln nicht begegnen möchte, „Schnecken“ in Solariumsbraun und der ewige Bohemien mit kariertem Schal und Baskenmütze sind hier friedlich vereint. Und immer wieder warten sie alle geduldig unter den schlangengleichen Lampen, die sich von der Decke winden, dass es endlich anfängt – oder dass es weitergeht. So passiert während des Abends gut eine Stunde lang dann auch rein gar nichts. …” -
Sehen und gesehen werden in der "BAR Frankfurt"
Sehen und gesehen werden in der “BAR Frankfurt” | 14. April 2003, S. 50
”Wie ein nasser Sack sitzt ein Mann in mittlerem Alter und mit schütterem haar auf einem Hocker. Den Kopf nach unten gebeugt, schläft er, was erstaunlich ist. Denn um ihn herum ist eine Party in vollem Gange – und entsprechend hoch ist der Lärmpegel. Es ist eine buntgemischte Gruppe, die sich im Frankfurter Alten Hauptzollamt zum Feiern getroffen hat. Die meisten sehen so aus, als seien sie nur auf einen Sprung vorbeigekommen. Sie stehen in Grüppchen, ein Glas Wein oder eine Flasche Bier in der Hand. Ihre Jacken ausgezogen oder Flasche abgelegt haben sie allerdings die wenigsten. Anlaß für die Party ist die Vernissage von Nasan Turs Installation „BAR Frankfurt“, die von der Initiative „raumpool“ präsentiert wird. Und alle, die dort sind, werden Teil des Werkes sein. …”
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Alle sind hinüber und erledigt
Alle sind hinüber und erledigt | 14. April 2003, S. 51
”Alles ist irgendwie schwarz. Die Haare, das Hemd, der Tisch und die Boxen, mit denen Feridun Zaimoglus Mikrofon verbunden ist. Sie sind genauso dunkel wie das Berlin, das er in „German Amok“ darstellt. Es ist eine Welt, die voll ist von obszönem Voyeurismus, in der scheinbar alle Grenzen verschwommen sind. Eine Welt, in der die „Kunstfotze“ Birgitta, der Ich-Erzähler, „Drogenethnos“ oder die psychisch Kranke „Mongo-Maniac“ versuchen, abgestumpft, zynisch, oder stumm in sich gekehrt, zu überleben. In der nicht über Ehre, sondern über Zweitfrauen für den Hodscha geredet wird. In der sich die Menschen nicht lieben, sondern sich nur aus dem Weg gehen. Und in der es scheinbar keinen Sinn im Leben gibt, sondern nur ein Dahinvegetieren von einem Tag zum nächsten. …”
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Museumsparties mit Jagdflugzeug und Liebesnestern
Museumsparties mit Jagdflugzeug und Liebesnestern | 31. März 2003, S. 47
”Wie unter Wasser fühlen sich die Besucher in der Lounge des Bockenheimer Depot, in der DJ Spooky aus New York seinen Soundtrack zur Museumsnacht auflegt. Es ist kurz vor vier und noch immer chillen und tanzen sie im türkisfarbenen Licht zu seinen elektronischen Klängen, die schon von draußen weithin zu hören sind. Sie diskutieren über groteske Kunst und die Vielzahl von Tanzstilen, die zu beobachten ist – aber in keiner Weise irgendwie mit dem Ballett Frankfurt in Verbindung gebracht werden kann. […]
In der Museumsnacht bietet das TAT ein Alternativprogramm, das, hauptsächlich von Jüngeren, auch zu später Stunde noch genutzt wird. Denn hier gibt es weder lange Schlangen am Eingang noch die verzweifelten Versuche, in 25 Minuten ein ganzes Museum umfassend zu erkunden. …” -
"No Comment" zum Krieg
“No Comment” zum Krieg | 21. März 2003, S. 53
”Eine seltsame Stille liegt über der Hainerberg Housing Area, einer Wohnsiedlung für amerikanische Soldaten und deren Angehörige. Die Straßen wirken wie ausgestorben. Vor den Häusern warten Barbeque-Grills auf wärmere Zeiten. Kleine Dreiräder und Tretroller liegen auf den Wiesen zwischen den Dreistöckigen Wohnblocks, spielende Kinder sind nicht mehr zu sehen. Viele der Wohnungen stehen mittlerweile leer: Seit mehr und mehr Soldaten nach Kuweit abreisen, zieht es ihre Angehörigen zurück in die Vereinigten Staaten. Und auch an diesem Morgen werden auf dem Hainerberg mehrere Umzugslaster beladen – still und heimlich. …”
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Ein Kreppel kommt selten allein
Ein Kreppel kommt selten allein | 4. März 2003, S. 41
”Sie sind dieser Tage in aller Munde: Kreppel, Krapfen oder Berliner. Denn Fastnacht ohne dieses Gebäck, das schon den alten Römern in ähnlicher Form vertraut war, ist schlecht vorstellbar.
Seit einigen Jahren gibt es jedoch nicht mehr nur die klassischen Varianten, bei denen das Gebäck ganz ohne „Innenleben“ bleibt oder „nur“ mit roter Marmelade oder braunem Pflaumenmus gefüllt wird. Immer mehr Exoten gehen über die Ladentheke. Nach individuellen Präferenzen ist des Kunden Lieblingskreppel dann mit Schokolade, Vanillekreme, Eierlikör oder gar Ebbelwei gefüllt. Bislang können sich die Exoten zwar noch nicht gegen die Klassiker durchsetzen. Dennoch: Der Trend zum Lebensabschnittskreppel ist nicht zu übersehen. …” -
Im Fast-food-Restaurant besser nicht auffallen
Im Fast-food-Restaurant besser nicht auffallen | 4. März 2003, S. 45
”Die Anweisungen an die amerikanischen Studenten im Ausland sind deutlich formuliert: „Macht nicht auf euch aufmerksam! Fallt nicht als Amerikaner auf, wenn ihr in Gruppen unterwegs seid, weder durch eure Kleidung noch durch Besuche in Fast-food-Restaurants, noch durch lautes Reden in eurer Muttersprache.“ Diese Hinweise vom Anfang des Jahres stammen vom Leiter des Auflandsamts der University of Washington in Seattle, David Fenner, der sich in einem Schreiben an alle Partner-Hochschulen der Universität gewandt hat. Es enthält die Aufforderung, Pläne für den Fall eines Terroranschlags zu erarbeiten. Die Studenten sollten nicht nur Listen mit Notfallnummern bekommen, sondern auch mit den Sicherheitsvorkehrungen an ihren Studienorten vertraut gemacht werden.
In Mainz besuchen gegenwärtig 79 amerikanische Studenten die Gutenberg-Universität. Für ihren Auslandsaufenthalt hatten sie sich entschieden, als ein möglicher Irak-Krieg noch in weiter Ferne lag, als die Beziehungen zwischen Deutschland und den Amerika in Ordnung waren. …”